Ich gebe zu: Bei der Überschrift könnte man schnell auf die Idee kommen, dass das eine extrem blöde Frage ist. Aber wer mal ein bisschen darüber nachdenkt, stellt schnell fest, dass das Schreiben eines Vorworts wirklich wichtig ist. Die allerersten Überlegungen dazu:

  • Ein Vorwort muss nicht sein. Bei alle fiktionalen Büchern stört es sowieso schrecklich. Da ist das Beste, gleich mitten in die Geschichte zu springen.
  • Bei nicht – oder nur teilweise fiktionalen Büchern – kann ein Vorwort aber ziemlich gute Dienste leisten. Gleichwohl: Ein Muss ist es natürlich auch da nicht.

Wann also macht ein Vorwort Sinn?

  • Etwa, wenn ich ein sehr spezielles Thema habe. Da erkläre ich lieber erst mal auf (maximal vier Seiten), worum es hier eigentlich gehen soll
  • Oder, wenn ich mich einem Thema zuwenden will, das gefühlt schon in tausendundeinem Buch abgehandelt wurde … Sagen wir mal: Wie entspanne ich mich effektiv? Dann ist es sinnvoll, im Vorwort schon mal klarzustellen, warum das Buch Nummer tausendundzwei noch nötig ist. Was das Besondere an ihm ist, der neue Aspekt, die bislang unbeachtete Erkenntnis. Wenn Sie etwa eine Wunderblume entdeckt haben, die garantiert allen Menschen bei der Entspannung hilft.
  • Bei (überarbeiteten) Neuauflagen: Warum wurde das nötig? Was ist das Neue?
  • Wenn es Dinge gibt, die ich unbedingt vorher klar stellen will – weil sie für das ganze Buch gelten. Etwa: Wer noch nie in Kanada war, braucht hier gar nicht weiter zu lesen, weil … (keine Ahnung! Aber irgendeinen Grund wird es schon geben. Und der ist so wichtig, dass ich das im Vorwort ausdrücklich erwähnen muss.)
  • Wenn ich einen lieben Kollegen habe, eine tolle Expertin zum Thema, anerkannte Experten, die mein Buch schon mal gelesen haben, es toll finden und genau darüber schreiben wollen: „Warum dieses Buch unglaublich toll ist“.

Mit dem letzten Punkt haben wir es schon: Wann könnten begeisterte Expert/innen so ein Vorwort schreiben? Genau! Erst, wenn ich das Buch schon fertig habe. Dazu gleich noch mehr …

Machen wir uns mal ein paar Punkte klar

Wir reden hier von einem Sachbuch. Auch wenn es unterhaltsam geschrieben, erzählend oder mit Lerneinheiten bestückt ist, immer steht für den neuen Leser, die neue Leserin eine Art Drohung im Raum: Hilfe, es geht um ein Sachthema! Werde ich verstehen, wovon die Rede ist? Wird mich der Autor/die Autorin kompetent begleiten, mich durch das (möglicherweise schwierige) Thema führen? Werde ich nicht meine Zeit mit dem Lesen dieses Buches verplempern? Wird es mir nutzen – irgendwie? Darum:

Tipp 1: Ein Lächeln beim Türöffnen

Treten Sie Ihrem Leser, Ihrer Leserin von Anfang an freundlich, offen entgegen! Sie müssen sich natürlich nicht „anbiedern“, aber es wäre schön, wenn Sie Ihre Leser/innen behandeln wie einen Menschen, der auf Besuch kommt: Öffnen Sie ihm die Tür, lächeln ihn an, nehmen Sie ihm den Mantel und – so weit als möglich – etwaige Bedenken schon an der Tür ab.

Sachbücher haben (fast) immer Konkurrenz

Der Sachbuchmarkt boomt – die Verkaufszahlen dieses Buchgenres machen rund 10 Prozent des gesamten Buchmarktumsatzes aus. Das bedeutet: Ihre Konkurrenz ist ziemlich groß. Darum sind Sie selbst ein nicht unwichtiger Faktor. Natürlich müssen Sie nicht gleich Försterin, Zauberer, Komiker, Ärztin, Schauspielerin, Fußballer, Moderatorin und Buchautorin in einer Person sein, wenn Sie ein halbwegs gut verkaufbares Sachbuch schreiben wollen. Aber eins ist sicher: Sympathie hilft!

Tipp 2: Auf Augenhöhe schreiben!

Nehmen wir mal als Beispiel Eckart von Hirschhausen. Was immer man von ihm halten mag, es gibt eine Sache, die ihn mit Sicherheit auszeichnet: Er stellt sich immer auf eine Stufe mit seinem Gegenüber. Lässt niemals den besserwisserischen Arzt „raushängen“, hat nie was Überhebliches – das lässt ihn immer sympathisch wirken.

Genau das sollten Sie auch schon auf den ersten Seiten Ihres neuen Sachbuchs tun: In Ihrem neuen Leser, Ihrer Leserin begegnen Sie einem fremden Menschen. Sie werden sich selten in die Augen sehen, und doch überkreuzen sich Ihre Interessen mit Sicherheit: Sie wollen etwas vermitteln, was Ihre Leser/innen wissen wollen. Also nehmen Sie diesen fremden Menschen bitte mit, machen sich mit ihm vertraut, stellen Sie sich ihm vor, nehmen ihm die Scheu vor Ihnen … Kurz: Auch ohne echten Blickkontakt lässt sich auf Augenhöhe schreiben – und das sollten Sie auch tun. Egal, wie schwierig das Thema vielleicht später wird: Im Vorwort ist das IMMER möglich!

Bleiben Sie bei sich selbst!

Tipp 3: „Ich“ sagen!

Vor allem aber machen Sie klar, warum Leser/innen Ihnen vertrauen sollen: Welche Erfahrungen, welche Kenntnisse haben Sie? Was befähigt Sie dazu, dieses Buch zu schreiben? Das können nur Sie beantworten, das ist absolut individuell. Darum der dringende Tipp: Sagen Sie „ich“. Und verhalten sich Ihren Leser/innen gegenüber wie Kollegen, Nachbarn oder entfernten Verwandten. Zeigen Sie ihnen, dass Sie sie ernst nehmen!

Die Sache mit der Fachkenntnis – die Sie vermutlich vor allem vermitteln wollen – kommt dann wie von selbst. Aber das hat noch Zeit. Ziemlich viel Zeit sogar. Denn es ist ja das, was Sie in den folgenden 100 bis 200 Seiten des Buches erst vermitteln wollen. Bleiben Sie erst einmal bei sich selbst, dann wird auch das geschehen, was meiner Ansicht nach an dieser Stelle das Allerwichtigste ist: Leser/innen werden beginnen, Ihnen zu glauben. Auch, wenn sie unter Umständen im Verlauf des Buches ganz anderer Meinung als Sie sein können …

Tipp 3: Leser/innen von Anfang an in den „Bann“ des Buches ziehen

Ihr Bestreben im Vorwort eines Sachbuchs sollte es also sein, als Expert/in ernst genommen zu werden, auf Augenhöhe mit Ihren Leser/innen zu stehen. Wenn Sie Ihre Sache richtig gut machen, ziehen Sie Leser/innen jetzt schon in Ihren Bann, mitten hinein in das Thema, das Ihnen am Herzen liegt – all das, was ich hier sage, gilt übrigens genauso für reine Ratgeber wie für biografische Texte.

Doch: Übertreiben Sie es bitte nicht! Ich habe auch schon erste Kapitel gelesen, in denen Autor/innen es sichtlich darauf anlegen, gemocht (fast hätte ich gesagt: geliebt) zu werden. Das wäre nun wirklich zu viel verlangt: Also: Sich zu zeigen, ein bisschen was über sich und die Relevanz des Themas für Sie zu verraten, ist sehr gut. Schlecht dagegen wäre, sich anzubiedern, nach dem Motto: Ich bin so toll, du MUSST mich mögen! Kleine Schwächen einzugestehen, macht dagegen wieder sympathisch – auch das sollte nicht überhand nehmen, kann aber im Vorwort  bei Leserinnen und Lesern ein Gefühl wie: „Ach, der/die tickt ja so ähnlich wie ich …“ erzeugen. Was kein schlechter Anfang ist.

Sie KÖNNEN gar nicht alles vorher wissen!

So, und jetzt kommt der größte Irrtum von allen: Gerade, weil in einem guten Sachbuch eine Art „Sog“ entstehen sollte (das ist übrigens in der Belletristik nicht anders …), machen viele Autorinnen und Autoren den Fehler zu glauben, sie müssten beim Schreiben immer mit dem ersten Wort, der ersten Zeile, dem ersten Kapitel beginnen. Warum  eigentlich?! Das selbst geschrieben Buch ist immer auch eine Art „lebender Organismus“: Es entwickelt sich – und wir sollten ihm auch die Chance dazu lassen. Das ist zudem noch einer der ganz großen Vorteile, die das Sachbuch gegenüber den meisten anderen Textgattungen hat: Da geht das. Ganz problemlos. Darum:

Tipp 4: Überlegen Sie bitte mal, ob Sie das Vorwort wirklich als Allererstes schreiben müssen!

Ich finde ja: Nein, müssen Sie nicht! Sie können sich gern Notizen dazu machen, ein paar rudimentäre Sätze formulieren – immer mit dem Ziel, die im Lauf Ihrer Arbeit zu ergänzen. Denn Sie könnten erst beim Schreiben bemerken: „Ach, das liegt mir ja viel mehr am Herzen als ich dachte!“

In eigener Sache

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Die Trilogie des Eigensinns besteht bislang aus zwei Büchern – die sich ohne Probleme auch wunderbar getrennt voneinander lesen lassen. Macht durchaus Sinn, denn sie bilden zwar eine „Familie“, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. In „Mein Kompass ist der Eigensinn“ geht es darum, wie wir Eigensinn erkennen, ihn für uns entwickeln können. Aber auch darum, wo er seine Grundlagen hat, welche Vorbilder ich gefunden habe – und wie er uns helfen kann. Als Kompass zum Beispiel. Oder beim Schreiben von (eigenen) Büchern.
In „Wer schreibt, darf eigensinnig sein“ steht eigentlich schon alles Wichtige im Titel: Es geht um die praktische Realisierung des Schreibens mit Eigensinn, um Kreativität, aber auch um Selfpublishing. Da gibt es jede Menge Praxistipps, Übungen und Beispiele. Aber auch die Spiellust – meiner Ansicht nach ein wichtiges Schreib-Instrument – kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel mit dem Selbsttest „Welcher Schreibtyp bin ich eigentlich?“ Der zieht sich – augenzwinkernd bis ernst – durch das ganze Buch.
Beide Bücher auf einen Blick – und auch zum Bestellen – im Shop der Autorenwelt hier. Aber natürlich auch überall sonst, wo es Bücher gibt.


 

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