Coaching ist Prozessbegleitung

Als Germanistin reagiere ich ja manchmal allergisch auf englischsprachige Begriffe … Und nutze sie nur, wo es sich gar nicht umgehen lässt. Bei „Coaching“ bin ich unsicher. Einerseits ist der Begriff inzwischen so sehr in der deutschen Sprache angekommen, dass es beinah missverständlich wird, wenn man ihn NICHT nutzt. Andererseits versteht jeder unter „Coaching“ etwas anderes – wie beispielsweise Svenja Hofert in ihrem Buch „Hört auf zu coachen!“ sehr schön zeigt. Das ist auch schon meine erste Empfehlung: Warum nicht auf jeden Menschen jeder Coachingansatz passt, warum es nötig werden kann – und sollte -, die verschiedenen Entwicklungsphasen von Menschen im Blick zu haben, das alles erfährt man in diesem Buch.

Was also wäre ein deutscher Begriff für den/die Coach? Ich habe mich für „Prozessbegleiterin“ entschieden. Denn das entspricht sowohl meinem Angebot wie all meinen Anliegen:

  • Um von einer ersten, vagen Idee zu einer brauchbaren Grundlage zu kommen, von der aus sich ein Buch erst schreiben lässt, dauert es manchmal ziemlich lang – und das ist kein einfacher Prozess. Bei dem müssen schon wichtige Entscheidungen getroffen, Weichen gestellt werden. Da ist es sicher kein Fehler, schreiberfahrene Prozessbegleiter/innen an seiner Seite zu haben. Denn so lässt sich viel beflügelter, sicherer und leichter in das „Abenteuer Buchschreiben“ starten.
  • Das Schreiben von (längeren) Texten ist immer ein Prozess. Der meist nicht nur auf einer einzigen Ebene stattfindet, also ganz schön komplex werden kann: Handlung, (An-)Sprache, Ziele, Inhalte, bei Sachbüchern: didaktische Überlegungen, bei Erzähltem: Dramaturgisches … Das sind nur ein paar der Stichworte, die hier eine Rolle spielen.
  • Den richtigen Zugang herzustellen von Menschen zu DEM Text, den sie schreiben wollen, ist fast schon eine Kunst: Am Ende geht es um DIE Stimme des Autors, der Autorin. Und das ist ganz sicher ein Prozess, manchmal durchaus mit einigen Höhen und Tiefen.
  • Sich mit Text(en) gut und richtig zu positionieren, geht auch nicht von heute auf morgen – ist also ebenfalls ein Prozess. Zu dem noch einige andere Fachkenntnisse kommen müssen, damit es gelingt – beispielsweise Öffentlichkeitsarbeit.
  • Wer sich ernsthaft mit dem Schreiben beschäftigt, setzt meist auch einen Prozess der Auseinandersetzung mit sich selbst in Gang. Da macht es oft viel Sinn, sich von jemandem begleiten zu lassen, der den Prozess des Schreibens ebenso gut kennt wie möglichst lösungsorientiertes Coaching – gute Prozessbegleiter/innen eben.
  • Was oft vergessen wird: Kein Buch, auch selten längere Texte für andere Medien, kommen ohne „Überarbeitungsschleifen“ aus. Das kann manchmal sogar ein unerwartet langer Prozess werden. Auch dazu ist viel Erfahrungswissen nötig: in Schreibtechniken wie im Begleiten von Autorinnen und Autoren, die sich nicht selten davon verunsichert zeigen.
  • Und Älterwerden ist ebenfalls ein Prozess – was wohl niemand in Frage stellen wird … Ich finde aber außerdem: Älterwerden und Schreiben sind zwei Prozesse, die ganz wunderbar zusammenpassen.

So weit, so klar: Coaching ist für mich Prozessbegleitung, meist in Kombination mit Schreiben.

Cochees?!

Die Sache mit den englischen Begriffen wird richtig haarig, wenn man sich ansieht, wie Menschen genannt werden, die Coaching in Anspruch nehmen: COACHEES?! Nein! Da streike ich. Nicht zuletzt deshalb, weil das deutsche Wort Kunde oder Kundin schon ganz genau beschreibt, was eine wesentliche Grundlage jedes Coachingsprozesses ist: Alle Menschen sind Experten für alle Fragen, um die es während der Sitzung geht – und natürlich auch außerhalb davon.

Kurz: Wir alle sind immer die „kundigsten“ Menschen in Bezug auf uns selbst. Da gibt es keine Fachkompetenz, die das je toppen könnte.

Fachkompetenz kann erst dann zum Tragen kommen, wenn es darum geht, Prozesse zu begleiten. Prozessbegleitung also! Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber ich finde: Das ist wichtig! Und wer sich von mir begleiten lassen möchte, wird mein Kunde. Oder meine Kundin.

Und was ist das Spezielle an Schreib-Coaching?

Hat schon beim Begriff „Coaching“ fast jeder Mensch eine andere Vorstellung von dem, was das sein könnte und leisten sollte, wird es bei Schreib-Coaching noch schwieriger: Es gibt Schreib-Coaches, die sind spezialisiert

  • auf die „Über mich“-Seite einer Webpräsenz
  • auf die Sprache von Anwältinnen und Anwälten
  • auf das Schreiben von Unternehmenskorrespondenz
  • auf die deutsche Rechtschreibung
  • auf das Vermeiden/Überwinden von Schreibblockaden
  • auf das Verfassen von Texten im universitären Bereich
  • auf das Schreiben von Fachbüchern und Fachartikeln
  • auf das journalistische Schreiben
  • auf das Schreiben von Bewerbungen

– und sicher habe ich noch einige vergessen.

Wenn es um die nötige Vermittlung von Fachkompetenz geht, macht diese Differenzierung bis in kleinste Unterbereiche des Schreibens durchaus Sinn.

Doch bei dem Versuch herauszufinden: Was ist Schreib-Coaching genau?, hilft es wenig. Da braucht es jemanden mit einem weiten Blick auf das große Ganze. Jemanden, der die Latte nicht zu niedrig legt. Beispielsweise Anke Fröchling: Sie gehört zu den ersten Menschen, die diesen Begriff in Deutschland populär gemacht haben – und seit 1998 verfolgt sie diesen Ansatz beruflich ganz entschieden. Ihre Latte liegt hoch: Sie will erreichen, dass Schreib-Coaching den gleichen Qualitätsstandards folgt wie Führungskräfte-Coaching. Diese Standards müssen für Schreib-Coaching aber erst mal klar definiert werden. Genau das unternimmt sie unter anderem mit ihrem Buch Professionelles Schreibcoaching. Wer wirklich, wirklich wissen will, wie Schreib-Coaching geht – auch ganz praktisch -, wer andere Bereiche davon abgrenzen lernen möchte, ein umfassendes Kompendium zum Thema Schreib-Coaching sucht … – der sollte es lesen.

Wie definiert Anke Fröchling Schreib-Coaching?

Sie sagt,

  • es sei eine „Einzelberatung, bei der die schreibende Person im Mittelpunkt steht.
  • Zielgruppe sind Personen, die sich beim Schreiben quälen, Unterstützung bei konkreten Schreibprojekten wollen oder/und ihre Schreibkompetenz weiterentwickeln wollen.
  • Der Beratungsprozess kann berufliche wie private Inhalte haben und ist zeitlich begrenzt.
  • Der Schreibcoach gibt dem Klienten keine besserwisserischen Ratschläge, sondern unterstützt und begleitet ihn individuell in seinem Schreibprozess.
  • Schreibcoach und Klient arbeiten auf gleicher Augenhöhe zusammen, dem Klienten wird keine Verantwortung abgenommen.
  • Die Basis eines Schreibcoachings ist eine freiwillige, vertrauensvolle und akzeptierende Beziehung zwischen Coach und Klient; der Schreibcoach verpflichtet sich zur Diskretion.
  • Der Schreibcoach muss eine fundierte schreibwissenschaftliche, -praktische und didaktische Ausbildung haben. Außerdem muss er psychologisch geschult und erfahren sein.
  • Der Schreibcoach arbeitet mit transparenten Methoden, die nicht manipulativ sind und den Klienten zu stärkerer Selbstreflexion und neuen Handlungsmöglichkeiten führen.
  • Ziel von Schreibcoaching ist es, den Klienten derart zu beraten und zu fördern, dass der Schreibcoach schließlich überflüssig wird.“

Danke, Anke Fröchling! Ich finde: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

 

In eigener Sache

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Die Trilogie des Eigensinns besteht bislang aus zwei Büchern – die sich ohne Probleme auch wunderbar getrennt voneinander lesen lassen. Macht durchaus Sinn, denn sie bilden zwar eine „Familie“, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. In „Mein Kompass ist der Eigensinn“ geht es darum, wie wir Eigensinn erkennen, ihn für uns entwickeln können. Aber auch darum, wo er seine Grundlagen hat, welche Vorbilder ich gefunden habe – und wie er uns helfen kann. Als Kompass zum Beispiel. Oder beim Schreiben von (eigenen) Büchern.
In „Wer schreibt, darf eigensinnig sein“ steht eigentlich schon alles Wichtige im Titel: Es geht um die praktische Realisierung des Schreibens mit Eigensinn, um Kreativität, aber auch um Selfpublishing. Da gibt es jede Menge Praxistipps, Übungen und Beispiele. Aber auch die Spiellust – meiner Ansicht nach ein wichtiges Schreib-Instrument – kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel mit dem Selbsttest „Welcher Schreibtyp bin ich eigentlich?“ Der zieht sich – augenzwinkernd bis ernst – durch das ganze Buch.
Beide Bücher auf einen Blick – und auch zum Bestellen – im Shop der Autorenwelt hier. Aber natürlich auch überall sonst, wo es Bücher gibt.


 

 

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