Ich zum Beispiel, ich liebe Krimis. Als Buch, als Film, als „Tatort“. Aber es ist immer wieder erstaunlich: Lese ich sie, egal, ob als Papier- oder elektronisches Buch, stecke ich im Idealfall in kurzer Zeit Hals über Kopf so sehr in der Handlung fest, dass es dem Gefühl von „Flow“ ziemlich nahe kommt. Sehe ich dagegen einen Tatort, ist das nicht immer der Fall. Paradoxerweise wird also beim Lesen das „Kopfkino“ – jedenfalls meines – zuverlässiger in Gang gesetzt als beim Filme gucken. Und ich habe mich schon immer gefragt, warum das so ist. Voraussetzungen dafür sind natürlich exzellente Krimi-Buchautoren wie das gewohnt gut gemeinte Tatort-Format….

Für meine Frage nach dem „warum?“ liefert Simone Harland jetzt mit ihrem E-Book „Show, don’t tell“ einige Erklärungen. Nein, eigentlich sind es ja vor allem Beispiele, Übungen und kleine Analysen, die zeigen: Wie funktioniert das eigentlich? Und wie wende ich es am besten an? Vieles davon haben (angehende) Autor/innen sicher schon woanders gelernt, gehört, erfahren. Aber selten derart komprimiert, immer mit der Aufforderung im Hinterkopf, so zuverlässig wie möglich für das Kopfkino der Lesenden zu schreiben.

Let’s start the Show!

Der Titel irritiert manche, doch er ist ein Fachterminus der Autorenwelt. Und nur schwer zu übersetzen. Wer das „tell“ etwa mit „trockenem Bericht“ gleichsetzt, das „show“ dagegen mit schwitzenden, tanzenden, grinsenden Menschen zum Beispiel einer Las-Vegas-Show, der ist schon ein gutes Stück weiter.

Die Sache mit dem Kopfkino ist eigentlich ganz einfach: Das funktioniert umso besser, je bewusster Autor/innen es steuern können. Dazu braucht es Fachwissen, Kreativität, Fingerspitzengefühl, gute Dosierung… fast ein bisschen wie beim Kochen.

Das Fachwissen  liefert Simone Harlands Buch perfekt. Vermutlich aber ist es auch eine gute Idee, sich vorweg einmal klar zu machen, was für ein mächtiges Instrument alle, die Bücher oder andere Texte schreiben, mit dieser „Show-Möglichkeit“ in der Hand haben… Im Film beginnt alles mit einem Bild. Oft ist schon ein Wetter dabei, ein Geräusch, gar Musik, eine Bewegung…. Beim Bücherschreiben dagegen habe ich nichts als das sprichwörtlich leere Blatt (naja, den leeren Monitor) vor mir. Und ich setze gezielt genau jene Sinneseindrücke ein, die meine Figuren brauchen. Oder solche, die meine Handlung voran treiben. Oder verzögern. Die neugierig machen, den berühmten „Flow“ erzeugen… Lasse Füllwörter weg, setze Gefühle wohldosiert ein, verzichte auf klischeebeladene Bilder und Vergleiche, erfinde statt dessen ungewohnt neue. Und manchmal lasse ich meine Leserinnen und Leser absichtlich im Dunkeln tappen…

Durchkitzeln….

Nur ein ganz kleines Beispiel: „Elsa tastete sich voran. Ihre Hände griffen in etwas Weiches, Schleimiges. Sie schrie auf.“… Simone Harlands Anmerkung dazu: „… genau das macht „Show, don’t tell“ auch aus: zu zeigen, was passiert, und den Leserinnen und Lesern anhand der Reaktion der Figuren die Deutung selbst zu überlassen, wie die Figuren sich fühlen.“  Danach folgen Übungen wie „Schildern Sie das Gefühl, durchgekitzelt zu werden.“

Wie setze ich also jetzt das Kopfkino in Gang?

Die Kernaussage des gleichermaßen schmalen wie intensiven Büchleins ist für mich, dass ein „ein Text für viele Leser umso interessanter“ wird, „je mehr sie ihn sich selbst erschließen“ können. „Deshalb: Lassen Sie Ihre Leserinnen und Leser mitdenken, statt ihnen alles vorzukauen.“ Bei mir funktioniert das ohne Frage. Genau das setzt mein Kopfkino in Gang. Und das Allerbeste dabei ist: Es ist lernbar. Simone Harland zeigt, wie es geht.

Die Autorin

Simone Harland ist freiberufliche Autorin und Redakteurin, schreibt seit mehr als 25 Jahren, hat  schon mehr als 70 Bücher verfasst… Kurz: Sie ist definitiv Expertin für alles rund ums Wort. Und fürs Kopfkino.

Bezugsmöglichkeiten

Es ist ein E-Book. Das gibt es bei amaozon für den kindle, als Epub bei Hugendubel, Thalia, Weltbild oder buecher.de. 

Ich danke allen, die diesen Beitrag teilen mögen!
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