Hier drängt sich schnell der Gedanke an die „feuilles mortes“ auf, die „toten Blätter“ aus Jacques Préverts großartigem Lied… Denn der Ort, an dem sich Journalist/innen traditionell mit Büchern beschäftigen, ist das „kleine Blatt“, das „Blättchen“ einer größeren Zeitung: das Feuilleton. Das ist noch nicht ganz tot, verliert aber zunehmend immer mehr an Bedeutung.Statt dessen boomen die Buchblogs. Doch da schreiben eher selten Journalisten.

Das alles ist eine eher traurige Entwicklung. Denn damit, dass früher die journalistische Leistung einer Buchbesprechung mehr oder weniger unabhängig von einem Zeitungsverlag bezahlt wurde (der im Idealfall NICHT der Verleger des rezensierten Buchs war), war eine gewisse Unabhängigkeit garantiert: Journalist liest Buch (zumindest „quer“), bildet sich seine Meinung, informiert Leser/innen darüber. Und wenn er schlau ist, positioniert er sich gleich noch selbst, mit seiner Meinung, seiner Handschrift, seinen Vorlieben und Abneigungen. Es gab Zeiten, da konnte ich ohne Namensnennung sofort erkennen, von welchem Journalisten, welcher Journalistin welche Buchbesprechung stammte. Und es gab Zeiten, da waren Buchrezensionen auch für mich selbst eine gute, wichtige Einnahmequelle….

So schön die Offenheit und Meinungsvielfalt der Buchblogs einerseits ist, so traurig ist es andererseits, dass durch all das – absolut tolle! – kostenlose Engagement der Buchblogger ein Markt kaputt gemacht wurde, in dem durchaus auch gute Journalistinnen und Journalisten einen interessanten (und überschaubaren) Stimm-Kanon bildeten. Buchblogs sind schwer unüberschaubar – einfach, weil es so unendlich viele gibt, Vergleiche von der Akzeptanz einzelner Bücher werden damit schwer möglich.

Natürlich habe Journalisten selbst sehr viel dazu beigetragen, dass diese Entwicklung so kam, wie sie kam: Allzu selbstherrlich, arrogant und dialogunfähig waren leider viele der „Literaturpäpste“, die im Feuilleton „ihrer“ Zeitung Autoren in der Luft zerreißen, ganze Karrieren vernichten konnten. Heute finden solche Prozesse vorwiegend im öffentlich-rechtlichen Fernsehen statt.

Und dann noch die Sache mit den Anzeigen… Wenn etwa ein Magazin seine halbjährliche „Buchbeilage“ veröffentlicht, sollte man ruhig mal die Probe aufs Exempel machen: Von welchen Verlagen stammen die dabei präsentierten Bücher? Und haben diese Buchverlage nicht zufällig auch eine Anzeige im vorliegenden Magazin geschaltet? Ich gehe jede Wette ein: In 99,9 Prozent der Fälle ist das genau so. Und das war es dann endgültig mit der Unabhängigkeit. Und Buchmarketing bekommt ganz eigene, neue Gesetzmäßigkeiten – die allerdings nicht unbedingt einfacher zu handhaben sind als früher.

Ganz schlechte Karten hatten in diesem Spiel immer schon Sachbuchautorinnen und -autoren. Deren Bücher werden von jeher selten rezensiert, allenfalls in den Nischen der eigenen Fachwelt. Aber das ist bei alledem auch die gute Nachricht: Genau diese Nische macht heute erst recht für Sachbuchautorinnen und -autoren das Selfpublishing extrem attraktiv! Mehr dazu in meinem Beitrag „Die Nische: Wann die Option Selfpublishing eine richtig gute Wahl ist„.


 

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