Wer sich die Neuerscheinungen des Buchmarkts ansieht, könnte meinen, dass hier immer nur die üblichen Verdächtigen unterwegs sind… Im Sach- und Fachbuchbereich beispielsweise Fernsehköche, ehemalige Nachrichtensprecher und andre TV-Promis. Oder gänzlich unbekannte Autor/innen zu einer Handvoll, in Varianten stets wiederkehrenden Themen. Wo bleibt die Vielfalt? Aus meiner Sicht sieht es schon lange nicht mehr allzu gut aus für den „klassischen Verlag“. Ist das für Selfpublisher anders? Ich behaupte: Ja! Warum die „Option Selfpublishing“ grade für Autor/innen von Nischenthemen, für echte Expertinnen und Experten so interessant ist, erläutere ich hier.

Sachbücher, Verlagswelt. Und Briefmarken

Dass die Vielfalt fehlt, ist eigentlich kein Wunder: Denn seit der „klassische Verlag“ nur noch selten in der Variante „Kleinverlag“ vorkommt, seit nur noch wenige Verlage als Einzelkämpfer überleben können, sich zu Großkonzernen zusammenschließen oder schlicht aufgeben mussten, seitdem gibt es nur noch für traditionelle Sammelleidenschaften wie Modellautos, Briefmarken oder Münzen halbwegs gut gehende Kleinverlage. Oder solche, die sich Allzeit-Themen wie Essen, Trinken, Abnehmen, gut leben, Reisen und dem Landleben verschrieben haben. Sonderfälle sind auch Kinder- und Jugendbuchverlage. Doch all die werden spätestens dann ein dickes Problem bekommen, wenn die VG Wort ihre Drohung wahr macht, auch dort, wo jetzt schon um das Überleben gekämpft wird, eine dicke Autorenhonorar-Nachzahlung zu fordern…. (mehr zum Thema beispielsweise hier.)

Während die einen sterben, müssen andre immer größer werden

Es gibt seit Jahren schon die anhaltende Tendenz im Buchmarkt, alles immer größer zu machen. Oder mit idealistisch wehenden Fahnen unterzugehen. Warum ist das so? Warum muss alles immer noch massentauglicher werden, warum zieht jeder Bestseller eine Flut an Büchern zu diesem Thema mit meist sehr ähnlichen Titeln nach sich? Warum haben alle großen Buchhandlungen im deutschsprachigen Raum im Eingangsbereich überall die gleichen Bücher liegen – und zwar in Massen, während gleichzeitig viele kleine Stadtteil-Buchhandlungen dicht machen?
Es ist simpel: Menschen gehen zum Einkaufen in die Innenstädte. Und dort sind die Mieten so hoch, dass massenhaft verkauft werden muss. Also muss das Angebot dem „Massengeschmack“ entsprechen. Und das Marketing geschieht nun mal fast ausschließlich über die Bestenlisten und Tipps in – ebenfalls immer seltener werdenden – Kultursendungen und Buchbeilagen. In diesen Redaktionen geht es alles andere als individuell zu. Dort wird meist nur besprochen, was aus großen Verlagen kommt – nämlich aus jenen, die es sich leisten können, ihren Werbeetat in horrende Anzeigenpreise zu investieren. Und dazu sind ausschließlich die ganz großen Verlage fähig. Gut, das ist stark vereinfacht. Aber die Tendenz stimmt ohne Frage.

Es gibt sie noch, die individuellen Nischen

Doch es haben wirklich nicht alle Menschen den gleichen Geschmack! Wo also ist „die Nische“ geblieben? Wo das Buch, das meine Lebenssituation, meine Interessen und Erfahrungen anspricht? In einer Sprache, die ich verstehe, vielleicht gar liebe? Mit dem Respekt zum Thema, der meine Sicht auf die Welt einschließt? Mit meinem Humor und/oder meinen – auch bitteren – Erfahrungen? Das Buch, das ich meiner besten Freundin schenken möchte? Das Buch, in dem ich mich „zu Hause“ fühle?
Wer ein Netzwerk hat, in dem solche Bücher empfohlen werden, ist ein Glückspilz. Und an diesem Glück können wir heute mehr denn je aktiv mitarbeiten – ja: Wir haben es selbst in der Hand! Denn das ist die gute Nachricht: Es gibt sie noch, die individuellen Nischen. Sie sind nur abgewandert…

Alle nur denkbaren Nischenthemen sind im Netz schon zu finden

Die Sozialen Netzwerke bieten alle nur erdenklichen Möglichkeiten, sich als „geheime“ oder öffentliche Gruppe zusammenzuschließen, je nach Interessenlage, Humor, Vorlieben, Alter, Lebenssituation. Und wir „Bücher-Menschen“ nutzen diese Möglichkeit oft intensiv. Aus gutem Grund: So bringt eine Autorin etwa, die einem Mobbing-Prozess ausgesetzt war – wenn sie klug und netzaffin genug ist – ihre potentielle Leserschaft schon mit, wenn dann ihr erstes Buch erscheint. Ebenso der Mensch, der gezielt regional oder historisch schon längere Zeit zu einem bestimmten Thema forscht. Oder die Therapeutin, der Naturheilpraktiker, die Heilerin, die – zusammen mit ihrer „Fangemeinde“ – auf eine ganz spezielle Methode schwören. Alle nur denkbaren Nischenthemen sind im Netz bereits zu finden, meist gut besetzt durch Webseiten, Blogs und Social-Media-Gruppen. Das ist DIE Chance für angehende Autor/innen, die zum jeweiligen Thema publizieren wollen!

Unbekannte Autor/innen sollten ein möglichst großes Netzwerk haben

Sie möchten ein Buch zu einem „Nischenthema“ veröffentlichen? Jetzt haben Sie die Wahl: Gehe ich zu einem „klassischen Verlag“ oder werde ich Selfpublisher? Es ist durchaus bekannt, dass es nicht wenig „klassische Verlage“ gibt, zu deren festem Vertragsbestandteil gehört, dass vor allem unbekannte Autor/innen „ihr Netzwerk“ schon mitbringen müssen: Es ist üblich, die eigenen Followerzahlen beispielsweise auf Facebook schon zum Argument des eingereichten Exposés zu machen. Ich habe keine statistischen Zahlen darüber, welche Rolle diese Tatsache bei einer Entscheidung für oder gegen einen Verlagsvertrag aus Verlagssicht spielt, bin aber sicher: Die Größe des Netzwerks, das angehende Autor/innen mitbringen, spielt eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung. Ob sie an Relevanz noch vor den Inhalten steht, wage ich nicht zu beurteilen … wichtig ist diese Zahl aber mit Sicherheit!
Und da es nun mal die Autor/innen sind, die in dem jeweiligen Netzwerk bestens bekannt sind, liegt es absolut nahe, dass sie dann auch gleich dort die eigenen Marketingmaßnahmen übernehmen. Und nicht ihr künftiger Verlag.

5 gute Gründe für die „Option Selfpublishing“

Ich denke ja, dann ist es durchaus legitim, sich zu fragen: Warum mache ich eigentlich nicht gleich alles selbst? Warum nicht die Option Selfpublishing wählen? Ich finde, das wäre durchaus konsequent:

  1. Als Autor/in habe ich die Reputation, die Glaubwürdigkeit, Authentizität, den Expertenstatus in meinem Netzwerk ganz allein aufgebaut. Warum ihn dann nicht auch allein nutzen? Zumal ich als Selfpublisher beim Verkauf jedes einzelnen Buches mehr verdiene als im „klassischen Verlag“.
  2. Mein Netzwerk kennt mich. Und ich kenne dessen Mitglieder. Wir sprechen eine ähnliche Sprache, haben viele gemeinsame Interessen, kurz: Wir verstehen uns!
  3. Was „klassische Verlage“ heute noch für angehende Autor/innen tun können, ist nicht allzu viel. Das Personal ist in den meisten Fällen schon bis zur Schmerzgrenze eingespart. Aus den oben genannten Gründen MÜSSEN sie sich auf ihre Bestseller-Autoren konzentrieren, die Chance, dass ein Newcomer dazu gehört, tendiert gegen Null. Und das wird vor allem bei Marketing-Maßnahmen schmerzlich spürbar. Das kann ich doch vielleicht selbst viel besser machen – oder an Profis delegieren. Und mich dann ganz allein auf MEIN Buch konzentrieren.
  4. Eben weil er – vor allem für Fach- und Sachbücher – ein reiner Nischenmarkt ist, ist der Selfpublishingmarkt heute schon lange nicht mehr der Tummelplatz „zweitklassiger Autor/innen“, wie sich das seine Kritiker noch immer allzu gern vorstellen. Ganz im Gegenteil: Gerade durch ihre Fachkenntnisse sind Selfpublisher im Sach- und Fachbuchbereich oft erstklassig gut aufgestellt. Sei es durch eigenes Erleben oder langjährige Beschäftigung mit dem Thema. Das macht sie in aller Regel leidenschaftlicher als den „klassischen Verlagsautor“, in jedem Fall einfach authentischer. Kurz: Diese Autor/inen haben IHR Thema gefunden – und da kennen sie sich perfekt aus. Alles, was sie selbst nicht leisten können oder wollen, können sie problemlos an professionelle Dienstleister delegieren. Denn mit dem Markt des Selfpublishing ist auch der Markt der (professionellen) Dienstleister rasant gewachsen.
  5. Ja: Das Delegieren kostet Geld. Aber Selfpublisher dürfen an dieser Stelle nicht vergessen, dass sie pro verkauftem Buch ein wesentlich höheres Honorar bekommen, als jeder Autor eines „klassischen Verlags“ (die nullkommairgendwas Prozent Bestseller-Autoren ausgenommen…) Darum wäre mein Rat: Suchen Sie sich als Dienstleister Menschen, die Ihren eigenen professionellen Ansprüchen genügen. Die zu Ihrem Netzwerk passen – oder dort vielleicht sogar schon vertreten sind.
    Ich zum Beispiel bin 50plus-Expertin, liebe das Handwerk und alles „Menschliche“, Mutmachende, kenne Krankheiten und Lebens-Brüche. Und all das wird Thema der Bücher sein, die ich im Verlag Texthandwerk verlegen möchte. Außerdem bin ich zertifiziert als Schreib- und Autorencoach und biete in meinem kleinen Verlag alles an, was Selfpublisher an Dienstleistungen für ihr Buch brauchen: von Konzeption über Layout und Lektorat bis Cover-Gestaltung, Vertrieb und Marketing.

Fazit: Selfpublisher können ihre Nische optimal nutzen

Suchen Sie sich in aller Ruhe die Leistungen aus, die Sie auf dem Weg zum Erfolg Ihres eigenen Buches brauchen – und beauftragen einen Profi damit. Im Gegenzug können Sie sich umso besser auf das konzentrieren, worin SIE Expert/in sind: Ihr Thema, Ihre Fachkenntnisse, Ihre Erfahrungen, Ihr Netzwerk, Ihre Sicht der Dinge und der Welt, Ihr Schreibstil. Das alles macht IHRE Nische aus – und die bietet die allerbesten Chancen, als Selfpublisher mit IHREM Buch erfolgreich zu werden!

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Noch ein Extra-Tipp

Falls Ihnen ein „großes Buch“ zu viel sein sollte, Sie aber trotzdem gern Ihr Expertenwissen mit nur einem einzigen guten Rat publizieren möchten: Auch kleine Bücher vermitteln Ihr Expertenwissen großartig!

Ich danke allen, die diesen Beitrag teilen mögen!
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